Hannover, 29.01.2020 – In diesen Tagen verzeichnet Niedersachsen einen Anstieg an Influenzafällen. Wer mit einer echten Grippe das Bett hüten muss, ist wahrlich nicht zu beneiden. Schwerste Krankheitsverläufe sind bekannt. Damit man gar nicht erst erkrankt, kann die in der Regel gut verträgliche Grippeimpfung helfen. Sie hält gleichzeitig die Ausbreitung der Viren auf. Doch der Impfschutz stellt sich erst ein paar Tage nach der Injektion ein. Wie man sich zudem präventiv mit den richtigen Hygienemaßnahmen vor Grippe und anderen Viruserkrankungen schützen kann, weiß Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen. Wer unsicher ist, kann sich niedrigschwellig in der Apotheke vor Ort beraten lassen.
Viruserkrankungen: Sieben Tipps zur Prävention
- Hände waschen! Die Hüllen der Grippeviren sind anfällig gegenüber Seife und Desinfektionsmittel. Wer sich jetzt häufig und gründlich die Hände wäscht, schützt sich bestmöglich vor einer Ansteckung.
- Desinfektionsmittel griffbereit halten! Ein kleines Fläschchen für die Hand- oder Manteltasche ist jetzt vor bzw. während einer Grippewelle nicht übertrieben und sollte täglich mehrfach zum Einsatz kommen.
- Tummelplatz für Viren meiden! Türklinken oder Haltegriffe in Bus und Bahn können mit Keimen belastet sein. Am besten Handschuhe tragen, sodass die Gefahr einer Übertragung durch die Hand an den eigenen Mund oder die Augen verringert wird.
- Handhygienisch handeln! Desinfektionsstationen wie in Krankenhäusern oder Alten- und Pflegeheimen sollten beim Betreten und Verlassen genutzt werden. Der Einzelhandel kann durch die regelmäßige Desinfektion z. B. von Türgriffen das Hygienemanagement erweitern.
- Nicht in die Hand husten! Speicheltröpfchen fliegen gut einen Meter durch die Luft, Erkrankte sollten daher in die Ellenbogenbeuge husten, um die Ansteckung der Personen in unmittelbarer Umgebung zu verhindern. Achtung bei Großveranstaltungen: Wer immungeschwächt ist, sollte Menschenmengen jetzt besser meiden.
- Mundschutz tragen! In Deutschland ist er zwar noch nicht verbreitet, doch wird durch das Tragen die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung reduziert.
- Immunsystem stärken! Eine gesunde, ausgewogene Ernährung, Bewegung und regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft stärken die Abwehr und das Immunsystem.
Grippe „fesselt ans Bett“
Apotheker beraten die Patienten zu Arzneimitteln, um Symptome wie Schnupfen und Husten, Fieber oder Gelenkschmerzen zu lindern. Im Gespräch mit dem Apotheker lässt sich zudem schnell herausfinden, ob lediglich eine normale Erkältung oder tatsächlich eine echte Grippe vorliegt, die ärztlich behandelt werden muss. Wer innerhalb weniger Stunden hohes Fieber entwickelt, ein starkes Krankheitsgefühl und buchstäblich „ans Bett gefesselt ist“, sollte den Arzt kontaktieren. Denn nur in den ersten Stunden können antivirale Medikamente erfolgreich angewendet werden. Bei schneller Diagnose kann außerdem eine Ausbreitung durch „Quarantäne“ verhindert werden.
Virenstämme verändern sich
In der Apotheke haben Patienten außerdem die Möglichkeit, sich umfassend über die Grippeschutzimpfung zu informieren. Die Grippeimpfung muss jährlich aufgefrischt werden, da sich die Virenstämme, die eine Grippe verursachen, jedes Jahr in ihrer Zusammensetzung ändern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) legt deshalb immer wieder für ein Jahr fest, mit welcher Wahrscheinlichkeit welche Grippe-Typen auftreten und wie ein wirksamer Grippe-Impfstoff beschaffen sein muss. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt aktuell die Verwendung eines Vierfach-Impfstoffes (Quadrivalente Inaktivierte Vakzine (QIV)), der zweifach gegen die A- und B-Viruslinie schützt.
Impfen lassen
Das Robert Koch-Institut verzeichnet in der Saison 2019/2020 bereits 13.350 bestätigte Grippefälle – mit steigender Tendenz. Auch wenn die beste Zeit für eine Impfung der Beginn der Influenza-Saison von September bis November ist: Sollte die Impfung in diesen Monaten versäumt worden sein, kann es selbst zu Beginn oder im Verlauf der Grippewelle noch sinnvoll sein, die Impfung nachzuholen, betont die Apothekerkammer Niedersachsen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung vor allem für Menschen über 60 Jahre sowie für alle Personen mit Grundleiden und chronischen Krankheiten. Eine Impfung ist jedoch nicht nur zum Schutz der eigenen Gesundheit sinnvoll. Manche Menschen dienen als Überträger der Krankheit, ohne selbst betroffen zu sein. Vor allem Personen, die in Alten- und Pflegeheimen oder im medizinischen Bereich arbeiten und somit als Infektionsquelle in Frage kommen, werden daher dringend zu einer Impfung angehalten. Auch gesunde Schwangere im zweiten Schwangerschaftsdrittel und grunderkrankte Schwangere im ersten Schwangerschaftsdrittel sollten sich impfen lassen.
Keine Impfung für bereits Erkrankte
Auf eine Impfung verzichten sollten Personen, die an einer fieberhaften Erkrankung mit über 38,5° Celsius oder an einer schweren akuten Infektion leiden. Wenn die Krankheitssymptome abgeklungen sind und sich der Betroffene wieder gesund fühlt, sollte die Impfung so schnell wie möglich nachgeholt werden. Personen, die empfindlich auf den Impfstoff oder Hühnereiweiß reagieren, sollten sich vorher zu einem geeigneten Impfstoff beraten lassen. Gemäß STIKO dürfen Kinder und Jugendliche, die eine Salicylat-Therapie erhalten, an einer klinischen Immunschwäche oder an schwerem Asthma leiden, nicht mit dem Influenza-Lebendimpfstoff geimpft werden.
Mögliche Nebenwirkungen
In der Regel wird die Impfung gut vertragen. Nebenwirkungen einer Grippe-Impfung beschränken sich zumeist auf eine wahrnehmbare Anregung des Immunsystems: Nach einer Impfung kann es zu Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle kommen. Auch Schmerzen oder leichte Einblutungen sind möglich. Daneben können Symptome wie leichte Kopfschmerzen, Gelenk- oder Muskelschmerzen sowie Fieber und Schüttelfrost in Kombination mit Abgeschlagenheit und Müdigkeit auftreten. Diese klingen jedoch in der Regel nach ein bis zwei Tagen wieder ab.
Krankheitsverlauf bei Geimpften milder
Die Influenza-Impfung schützt vor allem vor Erregern, deren Antigene in den Impfstoffen enthalten sind. Zwar trifft die jährliche Analyse der WHO meist den aktuell grassierenden Erregertyp. Trotzdem kann ein hundertprozentiger Schutz nicht gelingen. Leider kann ein Impfstoff während einer Grippewelle nicht an die Erreger angepasst werden. Die Entwicklung ist ein langwieriger Prozess. Erkranken gegen Grippe Geimpfte trotzdem an einer Influenza, ist der Verlauf meist nicht ganz so stark. Zusätzlich können zu Beginne einer Erkrankung virustatische Wirkstoffe wie Oseltamivir und Zanamivir den Krankheitsverlauf abschwächen oder verkürzen.
Einen wöchentlichen Bericht zur epidemiologischen Lage veröffentlicht das Robert Koch-Institut auf seiner Website.
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Quelle: Apothekerkammer Niedersachsen